Die junge Zuger Politikerin startet durch

5. Mai 2019

Die Oberägererin Laura Dittli ist die wohl jüngste Präsidentin einer Kantonalpartei in der Geschichte des Kantons Zug. Sie erzählt, was es mit ihren Plänen zur Bundesrätin auf sich hat und dass Jungsein in der Politik auch Vorteile haben kann.

Laura Dittli

Die 28-jährige Laura Dittli ist seit Anfang Jahr Präsidentin der CVP des Kantons Zug. Damit ist die Oberägerer Anwältin und Tochter eines Landwirtes die bisher wohl jüngste Präsidentin einer Kantonalpartei im Kanton überhaupt.

Laura Dittli, Sie sind jung und eine Frau. Beides Merkmale, die in der Politik noch immer untervertreten sind. Spüren Sie das bei Ihrer Arbeit als Parteipräsidentin?

Bis jetzt noch nicht gross. Und wenn, dann eher im Positiven. Ich habe das Gefühl, es wird mir mehr Zeit gegeben, um mich in alles einzuarbeiten. Die Erwartungen an mich sind tiefer gesteckt, als dies wohl bei jemand Älterem der Fall wäre, der einen solchen Posten übernimmt.

Wie ergeht es Ihnen mit der Führung des Vorstandes?

Ich spüre viel Wohlwollen und Unterstützung von meinen Kolleginnen und Kollegen. Sie sind froh, dass jemand diese Aufgabe übernommen hat. Trotzdem ist es für mich etwas speziell: Ich bin die Jüngste in der Runde und habe die Leitung inne. Zudem bin ich ganz neu in diesem Gremium. An meiner ersten Sitzung überhaupt hatte ich gleich den Vorsitz, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie die Runde funktioniert.

Was ist für Sie in einer solchen Runde herausfordernd?

Immer wieder speziell ist es, wenn ich meine älteren und erfahreneren Kollegen unterbrechen muss – was ja als Präsidentin auch meine Aufgabe ist.

Wie lösen Sie das?

Ich versuche, allen mit möglichst viel Respekt zu begegnen. Das hat bis jetzt gut funktioniert.

Gab es schon Momente, in denen Sie gerne älter gewesen wären?

Nein, überhaupt nicht. Ich will auch am liebsten nicht dreissig werden. Es braucht Junge in der Politik – vor allem auch Frauen. Wäre ich älter, wäre ich eine «klassische Politikerin». Ich möchte aber die Jungen ermutigen, selber Verantwortung zu übernehmen.

Ist dies auch der Grund, weshalb die CVP die Klimaaktivisten am Dienstag zu einem runden Tisch eingeladen hat?

Ja, da habe ich sicher Einfluss genommen. Denn zum einen schätze ich es sehr, wenn sich Jugendliche engagieren und zum andern ist auch mir das Klima wichtig. Gemeinsam mit meiner Kantonsrats- und Vorstandskollegin Anna Bieri hab ich das Thema aufgenommen und so versucht auf Aktuelles zu reagieren.

Reagieren auf Aktuelles – wichtig aus Ihrer Sicht?

Es sollte eigentlich unser Business sein. Es ist aber auch eine grosse Herausforderung: Trotz der vielen Dossiers, welche langfristig an Probleme herangehen, darf man die Nähe zur Bevölkerung nicht verlieren, sodass man auf Aktualitäten reagieren kann.

Apropos Nähe zur Bevölkerung: Sie leben dies unter anderem in diversen Vereinen. Präsidentin der Harmoniemusik Oberägeri, Vorstandsmitglied des Vereins Punkto Jugend und Kind sowie beim Zuger Blasmusikverband. Wie bringen Sie das alles mit dem Partei-Präsidium und Ihrem Kantonsratsmandat unter einen Hut?

Das ist Einstellungssache. Wichtig ist vor allem eine gute Koordination der Termine. Aber es braucht auch eine gewisse Lockerheit. Man darf sich nicht verrückt machen, wenn man alle Termine in der Agenda sieht. Ich mache alles auch sehr gerne, das erleichtert vieles.

Arbeiten Sie daneben auch noch als Anwältin?

Ja sicher. Der Job als Anwältin macht mir grosse Freude, auch hier kann ich mit vielen Menschen in Kontakt sein. Ich habe einen Arbeitgeber mit viel Verständnis. Ich arbeite 90 Prozent und bin dadurch flexibel.

Haben sie auch noch ein Privatleben?

Ich habe viele gute Freunde und einen Partner, der als Fussballer ebenfalls viel beschäftigt ist. Sehr wichtig ist mir auch meine Familie. Insbesondere im Sommer gehe ich gerne auf den elterlichen Hof und helfe bei der Arbeit. Das ist für mich auch Erholung. Doch auch die Harmoniemusik gehört für mich zum Ausgleich.

Wie fanden Sie zur Politik?

Mich interessiert die Entstehung der Gesetze aufgrund meines Studiums schon seit langem. Bis zu meiner Kandidatur für den Kantonsrat 2014 war ich aber nicht aktiv. Damals fragte mich Gerhard Pfister an, und ich sah eine Kandidatur als spannende Erfahrung an. Dass ich auch gleich gewählt wurde, kam für mich überraschend.

Im ersten Wahlkampf sagten Sie bei einer Veranstaltung, sie würden gerne Bundesrätin werden. Was hat es damit auf sich?

(lacht)

Das war damals eine provokative Antwort auf eine provokative Frage. Inzwischen kann ich mir aber schon vorstellen, später auch in der nationalen Politik mitzumischen. Wohl aber eher als Nationalrätin denn als Bundesrätin. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass man Politkarrieren nicht planen kann und sollte. Es hat ganz viel mit Glück und Zufall zu tun. Ich arbeite nicht darauf hin. Und ich glaube, der Job als Bundesrätin ist ein saustrenger Job.

Was wollen Sie als CVP-Präsidentin erreichen?

Für mich ist klar, dass ich die Partei weiterbringen und sie für Junge noch attraktiver machen möchte. Zudem ist mir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig. Schule und Betreuung in einem soll zum Normalfall werden.

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